Harmonie (Evang. Musikgesellschaft)

Im Folgenden seien zunächst ein paar Höhepunkte und Reminiszenzen der evangelischen „Balgermusig“ aufgeführt. Bei der Gründung 1890 zählte der junge Verein 18 Mitglieder. Das Präsidium führte Isaak Messmer. Am 23. Juli 1896 wirkte der Verein auf Einladung an der Hochzeitsfeier von Ernst Schmidheiny, Heerbrugg, mit. In die Kasse floss ein Unkostenbeitrag von 50 Franken. Am 6. Juli 1898 wurde an der Hauptversammlung ein Antrag zum Beschluss erhoben, man wolle den Kassabestand um vier Glas Bier pro Person schmälern. Die Musikanten besassen schon von jeher durstige Kehlen!

Im Mai 1904 wirkte der Musikverein bei Vorstellungen des Zirkus Nock in Balgach, Widnau, Lustenau und Heerbrugg gegen eine Entschädigung von 15 Franken pro Auftritt und freie Fahrt mit. Bei der Einweihung der Turnhalle im Jahre 1906 traten die beiden Musikvereine gemeinsam auf. Im Jahre 1907 kauften die Musikanten dem Musikverein Oberriet zum Preis von je 162 Franken ältere Uniformen ab. In den Statuten, die sich der Verein gab, wurde für das unentschuldigte Wegbleiben von der Probe eine Busse von 50 Rappen festgesetzt.

1908 erfolgte der Beitritt zum Rheintalischen Musikverband. Im gleichen Jahr gab der Musikverein in den Restaurants „Stadt Mailand“ und „Turin“ in Heerbrugg Ständchen. Für den Uneingeweihten: In Heerbrugg wohnten damals viele Italiener. Die beiden Wirtschaften an der Berneckerstrasse trugen deshalb italienische Namen: „Città di Milano“ (späteres Lehrlingsheim der damaligen Firma Wild) und „Torino“ (heute „Rhätia“). Im gleichen Jahr führten die Musikvereine Balgach und Heerbrugg im Restaurant „Neuheim“ (später „Central“, dann Stadler AG, heute Kunsttreff) ein gemeinsames Kappenfest durch. 1909 nahmen die Balgacher Musikanten an einem Festumzug in Bregenz teil, dem auch der österreichische Kaiser Franz-Joseph beiwohnte. 1910 erklärte Johann Keel den Austritt aus dem Verein, ohne seine Bussen bezahlt zu haben. Der Verein gelangte vor das Vermittleramt, zog aber den Kürzeren. Weil der renitente Ausgetretene minderjährig war, konnte er nicht gebüsst werden, und der Verein musste wohl oder übel die Vermittlungskosten von 5 Franken bezahlen. Am Thurgauischen Kantonal-Musikfest in Kreuzlingen im Jahre 1912 hatten die 11 Musikanten ein solches Lampenfieber, dass es der Dirigent für besser fand, mit seinen Bläsern die Festhalle zu verlassen und auf die Insel Mainau zu fahren, was dann auch geschah. Beruhigt von der Seefahrt, traten die Mannen den Wettkampf mit den übrigen neun Konkurrenten an und siehe da: Sie erspielten sich einen guten 4. Rang.

Untenstehend zwei Inserate aus dem Mittelrheintalischen Anzeiger für die Abend-Unterhaltung vom 13. Jan. 1913.

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1914 besuchte der Musikverein „Harmonie“ die Eidgenössiche Landesausstellung in Bern. Morgens um halb 3 Uhr musste der Fuhrmann geweckt werden, um die Musikanten mit Ross und Wagen auf den ersten Zug nach St. Margrethen zu bringen. Am Armeetag am 21. Juli 1918 fanden sich Bürgermusik und Harmonie zu gemeinsamen Musizieren zusammen. Die Hoffnung auf Verschmelzung trieb neue Blüten. Auch am 27. Juni 1920 führten die beiden Musikgesellschaften einen gemeinsamen Musiktag durch. Am Musikfest Lustenaus vom 15. August 1921 erzielte der Musikverein einen ersten Rang mit Lorbeerkranz. 1923 konkurrierte der Verein am Musikfest in Widnau in der Kategorie „Schwere Musik“ und wurde mit 41 Punkten mit dem 2. Rang ausgezeichnet. Erste Ränge erreichte er auch 1924 am Musikfest in Höchst (106 Punkte) und in der Mittelschweren Kategorie den 1. Rang am Musikfest in Lindau i.B.

1927 wagte sich der Verein erstmals in La Chaux-de-Fonds an ein Eidgenössisches Musikfest und holte sich mit 91 Punkten einen Lorbeerkranz.

1892Erste Statuten
1904Mitwirkung bei Vorstellungen des Zirkus Nock in Balgach, Widnau, Heerbrugg und Lustenau
1907Anschaffung von älteren Uniformen
1910Beitritt zum Rheintalischen Musikverband
1912Teilnahme am Thurgauischen Kantonalmusikfest in Kreuzlingen - 4. Rang
1914Besuch der Eidgenössischen Landesausstellung in Bern
1923Musikfest in Widnau - 2. Rang, Kategorie "schwere Musik"
1924Musikfest in Höchst - 1. Rang
1925Musikfest in Lindau - 1. Rang, Kategorie "mittelschwere Musik", Goldlorbeer
1927Eidgenössisches Musikfest in La Chaux-de-Fonds - Lorbeerkranz
Vorarlberger Musikfest in Dornbirn, mittelschwere Kategorie - Lorbeer
1930Auflösung infolge Verschmelzung mit "Bürgermusik"