Über Jahrzehnte hinweg findet in Balgach der Kilbibetrieb in der Turnhallenstrasse mit Marktständen und Vergnügungsbetrieben wie Autoscooter, Karussell, usw. statt. Die Vergnügungsbahnen sind seit jeher bei der Schuljugend beliebt, und so kann der Kilbibatzen umgesetzt werden.
Ein Kilbifest ist bereits seit Jahrhunderten eine sehr wichtige Veranstaltung in einem Dorfleben. Grosse Bedeutung hatte in früheren Zeiten auch die Kilbi wegen des Marktes. Die jüngere Generation schätzte die Unterhaltung der Schausteller. Für Musik sorgte oft eine bunt bemalte Drehorgel, auf deren Frontseite sich geschnitzte Musikanten, mechanisch angetrieben, im Takt der gespielten Musik bewegten. Artisten wie Seiltänzer oder Jongleure zeigten ihr Können.
Der Kilbitanz
Einen wichtigen Stellenwert hatten anlässlich der Dorfkilbi in Balgach immer die Tanzabende unter freiem Himmel. Zum Kilbitanz trafen sich die heiratsfähigen Töchter und Burschen, und bei manchem Liebes- und späterem Ehepaar traf bestimmt Amors erster Pfeil ihre Herzen anlässlich der Dorfkilbi. Die Tradition des Kilbitanzes in den Restaurants verlor sich in den 70er Jahren in Balgach. Dies bewog 1981 den Musikverein Balgach, im Rahmen der Dorfkilbi ein Fest unter Mitwirkung der Dorfvereine mit musikalischer Unterhaltung zu organisieren. Die zündende Idee zu diesem Kilbifest gab damals Hansueli Nüesch, der spontan dann über Jahre hinweg gleich den Anlass als OK-Präsident koordinierte. Das sogenannte Kilbifest war somit aus der Taufe gehoben.
Unterhaltungsabend der Dorfvereine
Das Kilbiprogramm startete in den ersten Jahren bereits am Samstagabend in der Dorfturnhalle mit Darbietungen der Dorfvereine, so die Turnvereine ETV (STV) und TSV sowie der Männerchor. Eingebunden waren ebenso der Musikverein und die Jugendmusik, welche mit Konzertdarbietungen das Abendprogramm auflockerten. Der Kilbisonntag wurde bei guter Witterung auf der Dorfturnhallenwiese mit einem Frühschoppenkonzert des Musikvereins Balgach eröffnet.
Die Festwirtschaft bot das Kilbifestmenü „Heisser Beinschinken mit Kartoffelsalat“, damals zum Preis von Fr. 6.50 an. Für die Kühlung des Flaschenbiers und der Süsswasser stand anfänglich noch kein Kühlwagen zur Verfügung: Man stapelte die Harrassen in einer Ecke, legte Eisbarren darüber und deckte das Depot mit einer Blache ab. Als Wirtschaftschef amtete in den ersten Jahren Albert Riedener, nachher Heini Lüchinger und seit Jahren Anita Metzler. Zugleich leitete Albert Riedener auch die Winzerkapelle, welche am Sonntagnachmittag die Gäste in der Festwirtschaft mit gemütlicher Blasmusik unterhielt.
Das Kilbifest findet Nachahmung
1984 schrieb der Berichterstatter in der Presse, dass die Idee des Balgacher Kilbifestes auch in andern Gemeinden Nachahmung finden könnte, damit die Kilbibesucher bei Speis und Trank in gemütlicher Runde die Kilbi geniessen können. Die Idee des Kilbifestes erfuhr tatsächlich in der Folge in etlichen Rheintaler Dörfern Nachahmung. Somit wurde auch die Kilbi mit Marktständen und dergleichen aufgewertet.
Die ersten fünf Kilbifeste konnten immer bei herrlichem Sommerwetter durchgeführt werden, gleichsam als positiven Einstieg in die bevorstehende Ferienzeit. Es hiess, dass die Balgacher Kilbi stets nur bei schönstem Wetter stattfinde. Eines Besseren wurden die Organisatoren beim sechsten Kilbifest 1986 belehrt, als es den ganzen Kilbisonntag in Strömen regnete!
Die Teuerung hält Schritt
Ein Blick in die Speisekarte von 1986 belegt, dass die Preise auch mit der Teuerung Schritt halten mussten. So kostete das Kilbifestmenü Fr. 8.-, die Flasche Bier Fr. 3.-, das Mineral Fr. 2.20, der Kaffee crème Fr. 2.-, der Halbliter Balgacher Fr. 12.-, Rittertrunk Fr. 7.-. Eine Premiere im Wirtschaftsbetrieb war 1987 der offene Bierausschank. 1988 konnte bereits ein Bierausschank von über 500 Litern vermerkt werden, was sicher auf das heisse Sommerwetter zurückzuführen war. Eine Bar unter Leitung von Gerhard Weder lud am Samstag- und Sonntagabend ebenfalls zum Drink ein, was von vielen Gästen teils bis in die späten Nachtstunden geschätzt wurde. 1989 blickte der Musikverein als Organisator auf das dritte verregnete Kilbifest zurück, was aber finanziell keinen grossen Einbruch nach sich zog, beweist dafür, dass das Kilbifest einen festen Platz bei der Dorfbevölkerung inne hat.
Ab 1991 nur noch ein Sonntagsprogramm
Einen ersten Höhepunkt erlebte das 10. Kilbifest 1990, denn es wurde integriert in die Fahnenweihe des Musikvereins unter OK-Präsident Gerhard Weder. 1991, Balgach feierte sein 1100jähriges Bestehen, wird auf ein Samstagabendprogramm zusammen mit Beiträgen der Dorfvereine verzichtet. Das Sonntagsprogramm wird im bisherigen Rahmen auf der Dorfturnhallenwiese mit verschiedenen Musikgruppen gestaltet. Zum Frühschoppenkonzert spielte 1991 die Bauernkapelle Wolfurt auf. Mit einem Konzert erfreut am Sonntagabend jeweils die Jugendmusik. Zum Frühschoppenkonzert spielen in der Folge Musikvereine u.a. des Kreises Unterrheintal auf. Damit die Festbesucher sich wohlfühlten, wird der Festplatz ab 1991 mit Sonnenschirmen beschattet.
Somit hat das Kilbifest in Balgach bereits seit 31 Jahren einen festen Platz im Veranstaltungskalender wie seit jeher die Dorfkilbi mit Marktständen und Attraktionen für Jung und Alt, für Familien, für Balgacher in der Ferne mit Heimweh nach ihrem Heimatdorf.