„Machs churz!“ war das Motto, das der damalige Präsident Dr. G. Jenny an den Anfang der Hauptversammlung vom 31. Januar 1953 im Rest. Sternen Heerbrugg setzte, denn es mussten 19 Traktanden bearbeitet werden, darunter Traktandum 17: Fahnenweihe 1954! Der Verein beschloss aber überraschend, die Fahnenweihe bereits am Pfingstmontag 1953 durchzuführen. Hing das Motto „Machs churz“ auch damit zusammen, dass die Musikanten es kaum erwarten konnten, bis nach der Hauptversammlung der Schüblig mit Kartoffelsalat serviert wurde?
An der 1. OK-Sitzung unter dem Präsidium von Dr. Jenny wurde der Pfingstmontag, 25. Mai 1953 als Festtag festgelegt, als Verschiebedatum der 31. Mai 1953, weil damals für die Zuschauer kein Festzelt aufgebaut wurde, sondern nur eine Festbestuhlung für ca. 1000 Personen auf der Rössliwiese. Für den Fahnenweihakt und die musizierenden Vereine, am Abend auch für die Tanzpaare, baute man eine Bühne mit Überdachung.
Finanzierung der Fahne
Bereits damals war es Brauch, dass bei der Einweihung einer Vereinsfahne eine Gotte und ein Götti Pate standen. Dieses Ehrenamt übernahmen 1953 Frau Frieda Sonderegger, Rest.Rössli und Johann Oehler, Heerbrugg. Der Fahnenpate nahm aber gemäss Protokoll das Amt nur unter der Bedingung an, wenn er keine lange Rede halten müsse. Die Kosten der Fahne betrugen 1’215.- Franken. Mit einer Sammlung deckten die Balgacher Musikanten diese Auslage. Der damalige Cinellist und Berichterstatter schreibt dazu im Protokoll:
… Statt in die Probe, geht alles auf den Bettel,
in jedem Haus wird vorgelegt ein grosser Zettel,
wenn auch viel kleine Zahlen sind darauf geschrieben,
zuletzt gibt es doch etlich Mal 15 mal sieben.
Das ganze Volk gibt gern für uns, o welche Freude,
die Fahne ist gesichert, dazu noch ganz aus Seide.
Zu guter Letzt und das ist ja das Schöne,
hat auch gelangt der Pulver für die Stickerlöhne …
Gestaltung der ersten Vereinsfahne
Wie soll die erste Fahne des Musikvereins Balgach gestaltet werden, diese Sachfrage war nicht einfach zu lösen. Der Chronist hielt auch diese „Geburtswehen“ in Versform fest:
… Doch ein Kapitel sei hier nicht vergessen,
beim Wählen unserer Fahne war alles ganz versessen,
das Wappen der Gemeinde, das musste auf das Banner,
dazu die Traube, „Gauge“, Harfe, Sichel oder Hammer,
die Trommel war zu rund, zu lang die Zugposaune,
der Bass zu dick, ein Posthorn – nicht im Träume,
nach langem hin und her und für und gegen,
bekam ein stilisiertes Waldhorn aller Segen.
Doch jetzt, noch lange ist die Fahne nicht geboren.
Hart ist der Kampf ob weiss, schwarz oder – rot,
bis alle schwarzen Freunde sind endlich stumm und tot …
Das Fahnenweihfest 1953 beginnt
Pfingstmontag, 25. Mai 1953: Gemäss Protokoll besammelte sich frühmorgens bei aufgehender Sonne eine Bläsergruppe beim Präsidenten, noch unrasiert, und marschierte dann mit Marschmusik durch das Dorf, um so für das Fahnenweihfest direkt zu werben. Dieses wurde nach dem Mittagessen mit einem Umzug ab Bahnhof Heerbrugg auf der Hauptstrasse nach Balgach zum Festplatz auf der Rössliwiese eröffnet. Als Patensektion marschierte u.a. der Musikverein Widnau mit, der bereits eine Vereinsfahne besass. Fahnengotte und Fahnengötti fuhren in einer blumengeschmückten Kutsche im Festzug mit. Die neue Fahne wurde von Mädchen in weissen Kleidern feierlich mitgetragen. Im Beisein der Fahnenpaten und einer stattlichen Schar von Ehrendamen entrollte man das erste Vereinsbanner des Musikvereins Balgach. Max Kaiser als erster Fähnrich nahm die Willkommgrüsse der anwesenden Vereinsbanner entgegen. Der offizielle Festakt war vorüber, nun „arbeiteten die Biermänner auf Hochtouren“! Das Abendprogramm gestalteten die Dorfvereine, und die Tanzmusik spielte bis 02.00 Uhr nachts. Nebenbei bemerkt der Chronist zum Wetter: „Es war so schön und heiss am Fahnenweihfest, dass Petrus danach ca. zwei Monate ununterbrochen regnen liess.“ Abschliessend bringt der Chronist den Wunsch an: Möge die neue Fahne auch einer ganzen Generation von begeisterten Musikanten vorangehen und in Ehren alt werden.
Er sah es richtig voraus: Während 37 Jahren begleitete die Fahne dann den Musikverein Balgach in Freud und Leid. Sie blieb in ihrem Aussehen über fast vier Jahrzehnte stets jugendlich, was die Farbwahl und die graphische Gestaltung anbetrifft. 1990 nahmen die Balgacher Musikanten eine neue Fahne in Empfang im Rahmen eines würdig gestalteten Festes.