Musikverein Balgach
Erste Musikformation in Balgach
1826 spielte bereits anlässlich der Einweihung der Kath. Kirche eine Balgacher Musikgruppe. 1830 gründeten die Musikanten einen Verein unter dem Namen „Bürgermusik“. Dies war der 7. Musikverein im Kanton St. Gallen (gemäss Jakob Bösch: „Hof und Gemeinde Balgach“). Protokolle bis 1892 fehlen, da sie einem Brand zum Opfer fielen. Aufzeichnungen des Kath. Kirchenrates belegen aber die Existenz des Vereins, so an Fronleichnam 1842 oder an der Pfarreiinstallation 1884.
Zwei Musikvereine im Dorf
1892 gab sich die „Evang. Musikgesellschaft“, die spätere „Harmonie“, ihre ersten Statuten. Wohl war es gemäss Aufzeichnungen anfänglich nicht leicht, den jungen Verein trotz einer bereits 1896 erfolgten Statutenrevision zu festigen, doch im Laufe der Jahre wuchsen beide Vereine zu ansehnlichen Harmoniemusiken mit je ca. 25 Mann heran, „angetrieben durch das Gefühl, besser zu werden als die Nachbarin“.
Vereinsleben anno dazumal
Als Höhepunkte des Vereinslebens werden Ausflüge und Wirtschaftsbesuche erwähnt, denn beide Vereine spielten an Sommersonntagen meist an beliebten Ausflugszielen, in Konzertsälen oder Gartenwirtschaften vor zahlreich erschienenem Publikum, das bei einem kühlen Bier und Blasmusik die Sorgen des Alltags vergessen konnte. Später wurden Konzert-, Tanz-, Theater- und Familienabende in Sälen und der Dorfturnhalle vor oft begeistertem Publikum durchgeführt, wie Protokollführer bemerken. 1908 erfolgt der Beitritt zum Rheintalischen Musikverband, und beide Vereine kehrten meist von musikalischen Wettkämpfen kranzgeschmückt in ihr Heimatdorf zurück.
Einigkeit macht stark
Ein Zusammenschluss beider Vereine kam nach vergeblichen Versuchen in den Jahren 1921, 1923 und 1925 erst 1930 zustande unter dem „überparteilichem“ Gremium von Dr. C. Merz, Oberst Häusermann und A. Sonderegger zum Rössli. Aus beiden Vereinen traten 43 bewährte Bläser in den neuen Verein über. Am 21. Juni 1930 fand die erste gemeinsame Probe statt, und bereits vier Wochen später umrahmte der „Musikverein Balgach“ mit seiner „Festmusik“ den St. Gallischen Kantonalschwingertag in Balgach. Bald entwickelte sich eine flotte Kameradschaft. Um die Einigkeit auch nach aussen zu dokumentieren, trug man als erste „Uniform“ graue Filzhüte mit schwarzem Band. An allen Musikfesten konnte der neue Verein sich gut plazieren, so im Jahre 1936 am Bundesmusikfest in Lustenau im ersten Rang, Kategorie mittelschwer.
Die erste Uniform
1939 konnte unter Mithilfe der Bevölkerung die erste komplette, dunkelblaue Uniform angeschafft werden, welche die Musikanten voller Stolz an ihrem Ausflug an die „Landi“ trugen. Der zweite Weltkrieg erschwerte die Probenarbeit sehr, und auch die Dirigentenfrage führte zu erheblichen Spannungen, so dass an der Hauptversammlung 1945 die Vereins- und Musikkommission sowie der Dirigent zurücktraten. Alle waren „amtsmüde!“ Der junge Dorfarzt Dr. Jenny übernahm das Präsidentenamt. Sein selbstloser Einsatz führte den Musikverein zu neuen Erfolgen. Davon seien erwähnt der 2. Rang am Kantonal-Musikfest 1947 in Altstätten, die Anschaffung der ersten Vereinsfahne 1953 und die 125-Jahr-Feier 1955. 1957 konnte sich der Verein am Eidgenössischen Musikfest in Zürich einen Goldlorbeer an die Fahne heften wie auch 1965 am Kantonal-Musikfest in Widnau. 1959 erhielt der Verein die zweite schwarze Uniform mit der „Franzosenmütze“, in der er 1968 auch am unvergesslichen Blumenkorso in Nizza mitmarschierte.
Neuinstrumentierung
1974 wurde der Verein unter dem Präsidium von Heinrich Lüchinger neu instrumentiert. 1980 feierte der Musikverein, verbunden mit einer Neuuniformierung, das Jubiläum „150 Jahre Blasmusik in Balgach“. Unter Präsident Bruno Büchel begann eine gezielte Jungbläserausbildung, die von Hansueli Nüesch betreut und später von Ernst Nüesch ausgebaut wurde. Die Jungbläsergruppe umfasst bis heute ca. 25 Mädchen und Knaben, welche teils von Privatlehrern oder an der Musikschule Mittelrheintal Instrumentalunterricht erhalten. Seit 1981 organisiert der Verein neben dem traditionellen Unterhaltungsabend jährlich ein Kilbifest bei der Dorfturnhalle, das bei der Bevölkerung nach wie vor guten Anklang findet. 1983 übernahm wiederum Heinrich Lüchinger, der 1978 zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, das Präsidium des Vereins bis 1989.
Eine neue Vereinsfahne
1990 erhielt der Verein eine neue, gefällige Vereinsfahne. 1991, im Jubiläumsjahr „1100 Jahre Balgach“, wirkte der Musikverein in vielen Veranstaltungen mit, u.a. am Festspiel und Winzerfest. Guten Anklang fanden in den neunziger Jahren in der Dorfturnhalle die Vereinsabende, gestaltet von Jakob Tanner und Ernst Nüesch. Sie waren in ein bestimmtes Motto eingebettet und stets etwas mit Dorfpolitik durchmischt, was bei den Besuchern sehr gut ankam. 45 Aktivmusikanten jeglichen Alters, der jüngste zählte 15 Jahre, der älteste 73 Jahre, waren bestrebt, mit ihrem Spiel in Freud und Leid der Dorfgemeinschaft zu dienen. Im Verlaufe der weiteren Jahre ist der Mitgliederbestand auf ca. 25 aktive Mitglieder geschrumpft, obwohl Balgach im Jahre 2004 über 4’000 Einwohner zählt. Man will sich nicht mehr in einen Verein einbinden lassen, der im Verlaufe eines Jahres viele öffentliche Auftritte zu bestreiten hat, sei es für Korporationen, die beiden Kirchgemeinden und andere Vereine, welche Jubiläen feiern.